Von den Wortarten

Das Substantiv und der Artikel - Das Haupt- und das Geschlechtswort

Das Geschlecht der Dingwörter stimmt fast immer mit dem Schriftdeutschen überein. Unterschiede werden im Wörterverzeichnis angegeben. Die Geschlechtswöter: der, die, das heissen im Terbiner Deutsch: der, d', ds (gesprochen wie ein Z ohne ät), der Vatter, d' Müotter, ds Chind. In der Mehrzahl für alle drei Formen: d': d'Vätter, d' Müotre, d' Chinder. Vor d, b, g, p und z wird statt d' di gesprochen: di dritta, di zweyta, di Derfer: die Dörfer; di Djeba: die Diebe; di Geyss: die Ziegen; di Pfeyschter: die Fenster. Vor einem H verwandelt sich das d in ein t: t' Hänne: die Hühner; t' hinner Siita: die hintere Seite; t' Hopschla: die Frösche

Beginnt ein Wort mit einem R, so wird ein a vorangesteellt. Ds Arudi het immer arächt: Rudolf hat immer recht. Ausnahme: wenn vor dem Wort, das mit R beginnt ein Selbstlaut steht, dann wird kein A vorangestellt: ne Rjebu hets flotti Räbe: In den Rieben sind schöne Reben.

Die Hinweise auf die althochdeutsche und mittelhochdeutsche Sprache stammen von Dr. Elisa Wipf. Althochdeutsch wurde etwa von 700 - 1050 gesprochen und mittelhochdeutsch etwa von 1050 - 1350.

Der Plural des Substantivs - Die Mehrzahl des Hauptworts

Die Substantive stehen im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Der Plural der drei bestimmten Artikel lautet: d

d' Vätter: die Väter, d' Müotre: die Mütter, d' Chinder: die Kinder

Der Plural eines Substantivs mit unbestimmten Artikel bezeichnet eine Menge:
as Hüüs - Hiischer; as Jungi (ein Kind) - Jungini. Sprichwort: Jungini sind Jungini und tjent wje Jungini.

Die Deklination des Substantivs - Die Beugung des Hauptwortes

Die vier Fälle

Werfall oder Nominativ: Der Vatter schaffot. Wels schaffot?
Wesfall oder Genitiv: ds Vattersch Hüüs. Weschschi Hüüs?
Wemfall oder Dativ: Ich däichu dum Vatter. Welum däich ich?
Wenfall oder Akkusativ: Ich gsee iischi Müotter. Wels gseeni?

Einzahl: Nominativ: der Tag; Genitiv: des Tagsch; Dativ: dum Tag; Akkusativ: der Tag;
Nominativ: d' Müotter; Genitiv: ds Müottersch; Dativ: der Müotter, Akkusativ: d' Müotter
Nominativ: ds Jaar; Genitiv: des Jaarsch; Dativ: in dem Jaar; Akkusativ: ds Jaar

Mehrzahl; Nominativ: di Taga; Genitiv: Tago Dativ: Tagu; Akkusativ: di Taga;
Nominativ: d' Müottre; Dativ: de Müottru; Akkusativ: d' Müottre; der Genitiv wird umschrieben: d' Chinder va ne Müottru;
Nominativ: d' Jaari; Dativ: Jaaru; Akkusativ: d' Jaari

Der Wesfall (Genitiv) wird vorangestellt: ds Vattersch Hüüs: Der Wesfall wird vielfach auch umschrieben: ds Hüüs vam Vatter.

Werfall (Nominativ) und der Wenfall (Akkusativ) haben die gleiche Form: Ich hä der Vatter gsee: Ich habe den Vater gesehen; der Vatter het gseyt, är heyge der Rukksakk la liggu: Der Vater hat gesagt, er habe den Rucksack liegen lassen.

Innerhalb von neunzig Jahren hat sich die Deklination stark vereinfacht. Es wird neben dem Nominativ (Werfall) und dem Akkusativ (Wenfall) fast nur noch der Wemfall (Dativ) gebraucht: uf der Trächu; auf der Feuerstelle; uf der Zungu: auf der Zunge; in dische Jaaru heynt d' Müottre Freyd an iro Chindru: In diesen Jahren haben die Mütter Freude an ihren Kindern. I flotte Tagu is am hibschtu ne Obru Schtaalu: An hübschen Tagen ist es am schönsten in Oberstalden. Der alte Genitiv Plural der auf o lautet, ist fast gänzlich verschwunden; erhalten blieb er im Orstnamen Djebowaldji: Wald der Diebe

Ein Vergleich mit dem Werk von Elisa Wipf "Die Mundart von Visperterminen" zeigt, dass fast alle Dingwörter im Werfall (Nominativ) und somit auch im Wenfall (Akkusativ), sowohl in der Einzahl als auch in der Mehrzahl im Zeitraum von neunzig Jahren sich kaum verändert haben: Der Wemfall Mehrzahl (Dativ Plural) lautet auf u und wird noch oft gebraucht: I hibsche Aabundu (an schönen Abenden); ne Bäärgu (auf den Bergen). Der Genitiv Plural wird kaum mehr gebraucht.

Aabund (Abend), Aabunda (Abende); Bäärg, Bäärga (Berg); Blitzg, Blitza (Blitz); Gitz, Gitza; Brjef, Brjefa; Cheer, Cheera (Wendung); Eyss, Eyssa (Eiterbeule); Verey, Vereyna (Verein); Fäkko, Fäkke (Flügel). Füületsch, Füületscha (Faulpelz); Göüch, Göücha (Narr); Grjenig, Grjeniga (grüne Eidechse); Hirt, Hirta (Hirt); Jäärb, Jäärba (Formreif für Käse); Herbscht, Herbschta (Herbst); Priis, Priisa (Preis); Reyff, Reyffa (Reifen); Rumpf, Rumpfa (Falte, Runzel); Schljer, Schljera (Geschwür); Schtey, Schteyna (Stein); Tischsch, Tischscha (Tisch); Tropf, Tropfa (Tropfen); Tupf, Tupfa (Punkt); Waald, Waalda (Wald); Wäg, Wäga (Weg); Wegg, Wegga (Keil); Wind, Winda (Wind); Wirt, Wirta (Wirt); Witlig, Witliga (Witwer); Aaro, Aarma (Arm); Turo, Turma (Turm); Dooro, Doorna (Dorn); Turo, Turna (Turm); Schtääro, Schtäärna (Stern); Halo, Halma (Halm), Ahoorli, Ahoorna (Ahorn); Eychooro, Eychorna (Eichhörnchen)

Bäich, Bäicha (Bank); Brüoder, Brjeder (Bruder), Chopf, Chepf (Kopf); Choorb, Cheerb (Korb); Chlakk, Chlekk (Spalte, Riss); Faalt, Fäält(Falte); Füoss, Fjess (Fuss); Hund, Hind und Hunda (Hund); Rumpf, Rimpf und Rumpfa (Falte, Runzel); Su, Si (Sohn); Schtokk, Schtekk (Stock); Schtäkko, Schtäkkna (Wanderstock); Züü, Zii (Zaun); Böüm, Böüma und Beym (Baum); Schtuba, Schtube (Stube); Kuchchi, Kuchchine (Küche); Wonig, Wonige (Wohnung); Griffill; Griffja (Griffel); Tafola, Tafole (Tafel); Schweschter, Schweschtre (Schwester); Bild, Bilder (Bild); Band, Benner (Band); Chüo, Chje (Kuh); Chalb, Chalber (Kalb); Schaaf, Schaaf (Schaf); Geyss, Geyss (Ziege); Gitz, Gitza (Kitz); Blatt, Bletter (Blatt); Brätt und Britt, Brätter und Britter (Brett); Chrüüt, Chriiter (Kraut); Chind, Chinnder (Kind); Güot, Gjeter (Gut); Glas, Gleser (Glas); Doorf, Derfer (Dorf); Hüüs, Hiischer (Haus); Lochch, Lechcher (Loch); Lamm, Lammer (Lamm); Rind, Rinner (Rind); Gsicht, Gsichter (Gesicht); Tachch, Tächcher (Dach); Wiib, Wiiber (Frau); Woort, Werter (Wort); Gwerr, Gwerri (Gewehr); Chlag, Chlage (Klage); Faarb, Faarbe (Farbe); Fraag, Fraage (Frage); Maarch, Maarche (Grenzen, Grenzsteine); Natüür, Natüüre (Natur); Prozessjoo; Prozessjone (Prozession); Reys, Reyse (Reise); Sind, Sinde (Sünde); Sorg, Soorge (Sorge); Schpraach, Schpraache (Sprache); Schiir, Schiire (Scheune); Schtund, Schtunde (Stunde); Schtraas, Schtraasse (Strasse); Techter, Techtre (Tochter); Welbi, Welbine (Zimmerdecke); Fjechti, Fjechtine (feuchte Stelle); Ggaredi, Ggaredine (gerader Weg); Tregi, Tregine (Last); Wildi, Wildine (Wildnis); Wiiti, Wiitine (das weite Feld)

Hano (Hahn), Hane (Hähne); Büob, Büobu (Bub); Heer, Heeru (Herr); Narr; Narru (Narr); Afokaat, Afokaatu (Advokat); Schtudänt, Schtudäntu (Student); Namo, Nämu (Namen); Gaarto, Gäärtu (Garten); Haaggo, Hääggu (Haken); Tschooppo, Tscheeppu (Kittel); Fado, Fädu (Faden); Hafo, Häfu (Hafen); Ofo, Efu (Ofen); Bodo, Bedu (Boden); Pääjo, Pääje (Tannzapfen); Bäsmo, Bäsme (Besen); Brämo, Bräme (Bremse); Chüocho, Chüohe (Schlittenkufe); Güogo, Güoge (Wurm, Käfer); Lumpo, Lumpe (Kopftuch); Meyjo, Meyje (Blume) Rächcho, Rächche (Rechen); Schlitto, Schlitte (Schlitten); Schporo, Schpore (Sporn, Splitter); Schnäggo, Schnägge (Schnecke); Schtäkko, Schtäkke und Schtäkkna (Stecken); Schrago, Schrage (Gestell, auf welchem das Kleinvieh geschlachtet wurde); Schwilo, Schwile (Schwiele, Hornhaut); Tropf, Tropfe und Tropfa (Tropfen); Tilo, Tile (Euterzitze); Taaho, Taahe (Docht); Tschuggo, Tschugge (Felsen); Zeewo, Zeewe (Zehe); Palggo; Palgge (Fensterladen)

Zunga (Zunge) flektiert wie folgt:

Singular: Nominativ: Zunga; Dativ: Zungu; Akkusativ: Zunga;
Plural: Nominativ: Zunge; Dativ: Zungu; Akkusativ: Zunge--Der von Dr. Elisa Wipf angegebene Genitiv ist sowohl im Singular als auch im Plural kaum mehr gebräuchlich.

Sehr viele weibliche Dingwörter flektieren wir das Wort Zunga. Ich häsus uf der Zungu; gimmer a Schtukk Fleysch va ner Zungu: (Gib mir ein Stück Fleisch von der Zunge!); Aadra, Aadre (Ader); ne Aadru ( in den Adern); Aggsla, Aggsle (Achsel); unner de Aggslu: (unter den Achseln); Alpa, Alpe (Alpe); uf der Alpu: (auf der Alpe); Batilla, Batille (kleines Holzfässchen); ner Batillu (im Fässchen); Ameysa, Ameyse (Ameise); Ameysuhüüfo: (Ameisenhaufen); Anga, Ange (Türangel); Amsla, Amsle (Amsel); gibs de Amslu: (gib es den Amseln); Balla, Balle (Ball); mit der Ballu (mit dem Ball); Bänna, Bänne (Brunnentrog); ner Bännu (im Brunnentrog); Bira, Bire (Birne); Biruschnitz (getrocknete Stücke von den Birnen); Bircha, Birche (Birke); ne Birchu: (im Birkenwald); Blooda, Bloode (Bluse für Männer); ner Bloodu (in der Bluse); Brigga, Brigge (Brücke); gang uber di Briggu (geh über die Brücke!); Britscha, Britsche (Pritsche); uf der Britschu schlaafu (auf der Pritsche schlafen); Chilcha, Chilche (Kirche); ner Chilchu (in der Kirche); Chatza, Chatze (Katze); gibs der Chatzu (gib es der Katze); Chrjesa, Chrjese (Kirsche); uf um Chrjesuböüm, auch: uf um Chrjesböüm (auf dem Kirschbaum); Gaarba, Gaarbe (Garbe); är chunt mit der Gaarbu (er kommt mit der Garbe); Glogga, Glogge (Glocke); är liitot mit der Gloggu, (er läutet mit der Glocke); Gruschta, Gruschte (Kruste); tüo ds Broot mit der Gruschtu ässu (iss das Brot mit der Kruste!); Lungga, Lungge (Lunge); är hets ner Lungu; (er ist lungenkrank); Hitta, Hitte (Hütte); ner Hittu (in der Hütte); Howwa, Howwe; (Haue, Feldgerät); wjer schaffe mit der Howwu, (wir arbeiten mit der Haue); Fleyga, Fleyge (Fliege); Fleygufänger (Fliegenfänger); Wasserleyta; Wasserleyte (Wasserleitung); ner Wasserleytu (in der Wasserleitung); Lowwina, Lowwine (Lawine); är ischt unner d' Lowwinu cho, (er kam unter die Lawine); Murmunda, Murmunde (Murmeltier); Murmundufleysch (Fleisch von den Murmeltieren); Roosa, Roose (Rose); Roosuschtrüüch (Rosenstrauch); Matta; Matte (Wiese); uf der Mattu (auf der Wiese); Saaga, Saage (Säge); uf der Saagu (in der Sägerei); Gschpila, Gschpile (Freundin, Gespielin); ich gaa mit der Gschpilu zer Prozessioo, (ich gehe mit der Freundin zur Prozession); Schtuba, Schtube (Stube); in iischer Schtubu (in unserer Stube); Tola; Tole (Vertiefung); ner Tolu (in der Mulde); Tina, Tine (Kufe); ner Tinu (in der Kufe); Trappa, Trappe (Treppe); uf der Träppu (auf der Treppe); Wuchcha, Wuchche (Woche); midsch ner Wuchchu (mitten in der Woche); Wisla, Wisle (Wiesel); gib das de Wislu, (gebe das den Wieseln!); Wurza, Wurze (Wurzel); tüo ds Chrüüt mit de Wurzu üsschrekku: (Reiss das Kraut mitsamt den Wurzeln heraus!); Witwa, Witwe (Witwe); iische Witwu geyts güot (unseren Witwen geht es gut).

Alle obigen Dingwörter wurden von Dr. Elisa Wipf vor neunzig Jahren aufgeschrieben. Sie haben sich in diesen neunzig Jahren kaum verändert.

Viele Dingwörter können nur in der Einzahl gebraucht werden:

Änets: Anis; Poppoll: dicke Milch; Chabos: Kohl; Buu: Mist; Chalch: Kalk; Häärd: Erde; Schmärr: Schmer; Röüb: Heuernte; Toscht: Kleider, die man beim Zügeln mitnahm; Säärmänt: Rebzweige; Drilch: Drillich; Weytz: Weizen Wii: Wein; Brüüch: Brauch; Sammat: Samt; Ärescht: Ernst; Verdruss: Kummer; Zooro: Zorn; Schtulz: Stolz; Fliis: Fleiss; Schlaaf: Schlaf; Ssi: Sinn, Erinnerung; Wäärt: Wert; Wats: Eifer; Chlupf: Schrecken; Tood: Tod; Aamat: Emd; Bäch: Pech; Blüot: Blut; Chris: Tannnadeln; Vee; Vieh; Gaaru: Garn; Hunig: Honig; Heww: Heu; Kkarakkter: Charakter; Wätter: Wetter; Ggarell: Geröll; Angscht: Angst; Aarbeyt: Arbeit; Biicht: Beichte; Milch: Milch; Vernüüft: Vernunft; Schand: (Lärm); Schoort: Sorte; Schpiis: Speise usw.

Bei Eigennamen wird der Genitiv noch oft gebraucht: ds Peeter-Marisch Büobu: die Buben vom Peter Marie; der Greetu Leo: der Leo von der Margreta; ds Chaschperlisch Wiibuvolch: die Mädchen vom kleinen Kaspar

Das Adjektiv - Das Eigenschaftswort

Wie im Schriftdeutschen steht das Adjektiv unmittelbar vor einem Substantiv: as aalts Mannji: ein alter Mann. Dieses Adjektiv steht in attributiver Stellung und verändert sich.
Das Adjektiv steht nach "sein": ich (weiblich) bi afa aalti: Ich bin schon alt. Der Schtall ischt volle: der Stall ist voll. Dieses Adjektiv steht in prädikativer Stellung und es verändert sich auch.
Im Schriftdeutschen verändert sich das Adjektiv in prädikativer Stellung nicht: Ich bin schon alt.
Die Terbinermundart schliesst sich hier der französischen Sprache an: Voici une belle fleur: Das ist eine schöne Blume. Ces fleurs sont belles: Diese Blumen sind schön.

Die Deklination des Adjektivs - Die Beugung des Eigenschaftswortes

Einzahl: Werfall: der wiis Schtey; d' wiiss Faarb; ds wiiss Hüüs
Wemfall: dum wiissu Schtey; der wiissu Faarb; dum wiissu Hüüs
Wenfall: der wiiss Schtey, di wiiss Faarb; ds wiis Hüüs (Genitiv fehlt)

Mit dem unbestimmten Artikel ändert sich das Eigenschaftswort:

Einzahl: Werfall und Wenfall:: a wiisse Schtey; a wiissi Faarb; as wiissus Hüüs
Wemfall: ama wiissu Schtey, anera wiissu Faarb, ama wiissu Hüüs

Mehrzal: Werfall : wiissi Schteyna; wiissi Faarbe; wiissi Hiischer; mjer gfallunt dischi wiissu Faarbe; dischi wiissu Hiischer gseent güot üs: Diese weissen Häuser sehen gut aus. Der Wesfall wird nicht gebraucht.

Wemfall: mit dische wiissu Schteynu (auch: mit sottige wiisse Schteynu); mit dische wiissu Faarbu (auch: mit de wiisse Faarbu); ne wiissu Hiischinu (auch: ne wiisse Hiischinu).

Wenfall: Ich brüüchu wiissi Schteyna: ich brauche weisse Steine; aber: ich brüüchu dischi wiissu Schteyna: ich brauche diese weissen Steine.

Redensart: va jungum üüf: von Jugend auf; va aaltum Schroot: von alter Art; tummer Wiis: leider; äs ischt as tumms Säge: Es ist nicht klug, das zu sagen.
Är hetmer as Hibs gigää: Er hat mir viel gegeben.

Die unflektierte Form des Eigenschaftswortes wird für alle drei Geschlechter im Werfall und im Wenfall gebraucht, und zwar nach dem bestimmten Artikel: der grje Maano (Neumond); der aarum Schnäggo: der arme Mann; aber: an aarme Schnäggo: ein armer Mann; der frisch Schnee: der frische Schnee; der chaalt Zug: der kalte Wind; der jung Hannes; d' nätt Froww; die nette Frau; ds ljeb Chind: das liebe Kind
Die unflektierte Form des Eigenschaftswortes wird auch gebraucht nach: dische, dischi; dits und nach miine, diine, schiine, irasch, iische, ewwe, irosch: dischi chley Schiir: diese kleine Scheune; dischi chrank Froww; iischi flott Meytja: unser flottes Mädchen; irosch niww Hüüs: ihr neues Haus; irasch hibsch Potsch: ihre schöne Frisur; diine aalt Vatter: dein alter Vater; schiine grooss Gäldsack: sein grosser Geldbeutel; dische tumm Trissill: dieser dumme Kerl; iischi schwaarz Chatza

Wie im Schriftdeutschen werden die Eigenschaftswörter auch als Substantive (Hauptwörter) gebraucht: är ischt a Nätte: Er ist ein Netter; schii ischt a Hibschi: Sie ist eine Schöne.

Die Steigerung des Eigenschaftswortes

Positiv: chley (klein); Komparativ: chleyner (kleiner); Superlativ: chleynschtoscht und chleynschto (kleinst)
tumm (dumm); tummer; tummschtoscht (auch tummscht und tummschto): schii isch ner Schüol nit di Tummschta gsi: Sie war in der Schule nicht die Dümmste.
grooss, greesser, greeschtoscht und greeschto: Är isch ds greeschtoscht Mannji: Er ist der grösste Mann; aber: är isch der Greeschto: Er ist der Grösste.
churz (kurz); chirzer, chirzschto und chirzoscht: der chirzoscht Wäg
hibsch (schön) hibscher, hibschto und hibschtoscht
gscheyt (gescheit), gscheyder, gscheytschtoscht und gscheytschto
güot, besser, beschtoscht und beschto
schlächt (schlecht), zeger, zegschtoscht und zegschto: är ischt der zegschtoscht Schjeler gsi: Er war der schlechteste Schüler; aber: är ischt der Zegschto gsi: Er war der Schlechteste.

Steigerungsformen ohne entsprechenden Postiv sind:
minner (kleiner), althochdeutsch: minniro; Superlativ: ds Minnschta: das Wenigste; der meerer Teyl: der grössere Teil; bim meeru Vee: beim grösseren Vieh; weecher besser; weechschtoscht und weechschto; ds weechschtoscht Frowwi: die beste Frau; schii ischt d' Weechschta: Sie ist die Beste.